Was für ein Sprung von Südtirol an die Ostsee!
„Vom Schritt zum Sprung, vom Sprung zum Flug“, lautet das Motto der Rostocker Otto-Lilienthal-Schule: Ihr Schulleiter, der Italiener Stefan Plattner, wagte ganz andere Sprünge – von Norditalien nach Norddeutschland, von Südtirol nach Mecklenburg-Vorpommern, von den Alpen an die Ostsee – und fand mit seiner Familie eine neue Heimat und eine wunderbare Aufgabe.
Das Unglaubliche: Der Mann aus einem kleinen Dorf in den Dolomiten hatte zunächst überhaupt keine Anknüpfung oder Verbindung zu MV. „Aber schauen Sie sich mal Luftbilder von MV an. Dort, wo ich heute wohne, das sieht von oben aus wie in der Karibik: der weiße Strand, das türkisfarbene Wasser. Das Bild hat sich eingeprägt und meine Entscheidung bestärkt. Die Landschaft, das Meer, die Leute – man muss kein Romantiker sein, um das zu schätzen!“ Die Plattners lieben das Meer, den Strand, die ganze Umgebung. „Meine Frau ist inzwischen Bernsteinfan, wir machen gern lange Spaziergänge am Wasser und suchen Bernsteine – auch im Winter.“ Ob er die Berge vermisst? „Nein.“
Und wie steht es um den Dialekt? Ein wenig hört man den südlichen Einschlag in der Sprache, könnte ihn aber kaum so weit entfernt verorten – in die nördlichste Provinz Italiens, wo Deutsch die Muttersprache von über 62 Prozent der Bevölkerung ist. „Hier in MV spricht man ein so wunderbares Standarddeutsch, so rein und klar wie nirgendwo“, schwärmt der Deutschlehrer. An den mecklenburgischen Einschlag (vor allem das lange -e) hat er sich schnell gewöhnt, auch wenn er sich anfangs ein wenig veräppelt fühlte, wenn die jungen Schüler und Schülerinnen ihn „Herrn Plattneeer“ riefen. Ganz schnell abgewöhnt hat er sich die Grußformel „Grüß Gott!“. Das führte in diesem Breitengrad dann doch eher zu Irritationen, schmunzelt er.
Ich bin stolz auf meine Schule
Stefan Plattner (Jahrgang 1967) ist in einem kleinen Dorf aufgewachsen, auch der Vater war schon Lehrer. Er studierte in Innsbruck und begann mit 19 Jahren zu unterrichten. „Der Beruf des Lehrers hat mich immer fasziniert und sagt mir sehr zu.“ Seit 2015 arbeitet Plattner an der Regionalen Schule „Otto Lilienthal“ in Rostock Toitenwinkel, die sich sehr intensiv mit der Berufsorientierung beschäftigt, als Ganztagsschule ein vielfältiges wie umfangreiches Kursangebot offeriert und als „Gesunde Schule“ über moderne Sportanlagen verfügt. Zudem ist die Medienschule als „Multimediale Schule“ zertifiziert. Das bedeutet eine Menge Arbeit für den Lehrer für Deutsch und Geschichte und für den Schulleiter. Auf die Doppelrolle angesprochen – mithin die Verantwortung und Aufgaben der Lehre sowie der Leitung und Verwaltung in turbulenten Zeiten – sagt Plattner: „Eine richtige und wichtige Frage! Man ist der Erste, der kommt und der Letzte, der geht. Was mich motiviert? Dass es herausfordernd und abwechslungsreich ist, denn ich kann Dinge völlig neu organisieren und auf den Weg bringen, kann gestalten und umsetzen. Jeder Tag ist voll mit Aufgaben, die es zu bewältigen gilt. Das ist unglaublich spannend, vor allem zusammen mit einem Kollegium, das dafür brennt, dass es den Kindern gut geht und sie sich entwickeln können – wir sind gemeinsam verantwortlich für das Gelingen.“ Dieser Aspekt liegt ihm besonders Herzen: „Man braucht das Team.“ Die Kolleginnen und Kollegen haben ihn vom ersten Tag an unterstützt – mit Loyalität, Vertrauen und Verlässlichkeit. Plattner ist gerührt, als von seiner Anfangszeit berichtet: „Ich wurde sofort freundlich aufgenommen und war willkommen, von meinem Stellvertreter habe ich so viel gelernt. Ich kam in ein motiviertes Kollegium, dem ich vertrauen kann, eines, das zu seinem Schulleiter steht“, sagt er mit Respekt, „alle ziehen an einem Strang und bringen sich ungefragt mit Herzblut ein.“ Stefan Plattner ist voller Enthusiasmus, wenn er über seine Arbeit spricht: „Ich bin stolz auf meine Schule.“