Ein ganz spezieller Quereinstieg: Als Ingenieur an die Berufsschule
Vom Quereinstieg als Lehrer an die beruflichen Schulen in Mecklenburg-Vorpommern hatte Hannes Simann noch nie etwas gehört. Doch dann bog sein Maschinenbau-Kommilitone Olli um die Ecke und gab Simanns Leben eine neue Perspektive. Seit Februar 2020 ist der 31-Jährige in Schwerin am Regionalen Beruflichen Bildungszentrum (RBB) – Technik tätig.
Der „Quereinstieg“ ist kein „Seiteneinstieg“
Während des 18-monatigen Masterstudiums lernte Hannes Simann nämlich den bereits erwähnten Olli kennen. Der erzählte ihm in einer Kaffeepause, dass er bald Berufsschullehrer in Wismar werden würde. „Das wäre auch was für mich“, sagte Simann. Er las über die Möglichkeiten des Quereinstiegs in MV im Netz, dann rief er spontan beim RBB-Technik in Schwerin an – an genau der beruflichen Schule, an der er 2012 selbst als Azubi gelernt hatte. Schnell wurde klar: Er war nicht nur äußerst willkommen, sondern er brachte auch die nötigen Voraussetzungen für diesen speziellen Weg mit.
Hannes Simann fasst sie zusammen: „Ich hatte eine Ausbildung als Konstruktionsmechaniker und ein abgeschlossenes Masterstudium, aus dem sich zwei berufliche Fachrichtungen ableiten ließen. In meinem Fall waren das Physik und Metalltechnik.“ Was dem Maschinenbauer logischerweise fehlte, waren die pädagogischen und didaktischen Kompetenzen des Lehrerberufs. Doch diese sollte sich Simann in einem 18-monatigen Vorbereitungsdienst erarbeiten. „Eine anspruchsvolle und zeitintensive Herausforderung“, sagt er darüber rückblickend.
Großartig feiern konnte er das Erreichte indes nicht: „Am nächsten Morgen klingelte um sechs der Wecker. Das Leben ging weiter – nur, dass ich ab sofort 27 Stunden pro Woche unterrichten musste.“ Was nach harter Arbeit klingt, bringt Hannes Simann unheimlich viel Spaß. Er schwärmt förmlich von seinem Alltag: „Die meisten meiner Schüler sind zwischen 16 und 20 Jahre alt. Sie sind motiviert, wollen beruflich weiterkommen und ich kann ihnen hier viel vermitteln.“ Beispielhaft erwähnt er den Siemens-Roboterarm an dem primär Elektriker und Mechatroniker lernen. „Unterricht an praxisnahen Aufgaben ist wichtiger denn je. Wir können hier Produktionsabläufe perfekt simulieren und ich lasse gerne nach Fehlern in der Programmierung suchen.“
Simann, der mit dem Rad zur Arbeit fährt und in seiner Freizeit gerne mit seinem Motorboot über den Schweriner See „tuckert“, ist mit 31 Jahren übrigens noch der Jüngste im 75-köpfigen Kollegium des RBB-Technik. Er wünscht sich aber mehr junge Quereinsteiger, weshalb er erst kürzlich an der Hochschule Wismar für einen Quereinstieg von Ingenieuren in das Referendariat geworben hat. Viel überzeugter als der Berufsschullehrer Hannes Simann kann man von einem Job nicht sein.