Umwelt erklären

und Natur genießen. 

Ein ganz spezieller Quereinstieg: Als Ingenieur an die Berufsschule

Vom Quereinstieg als Lehrer an die beruflichen Schulen in Mecklenburg-Vorpommern hatte Hannes Simann noch nie etwas gehört. Doch dann bog sein Maschinenbau-Kommilitone Olli um die Ecke und gab Simanns Leben eine neue Perspektive. Seit Februar 2020 ist der 31-Jährige in Schwerin am Regionalen Beruflichen Bildungszentrum (RBB) – Technik tätig. 

„Das war die beste berufliche Entscheidung meines Lebens.“

Doch der Reihe nach. Hannes Simann machte 2011 in Wittenburg (Landkreis Ludwigslust-Parchim) sein Abitur. Weil er schon immer technikbegeistert war, entschied er sich anschließend für ein duales Studium. Die Kombination aus Theorie und Praxis reizte ihn – nach viereinhalb Jahren war er Ingenieur mit Bachelor-Abschluss. Und dann? „Ich habe in meinem Ausbildungsbetrieb Tag ein Tag aus am Computer gearbeitet. Mir fehlte der Austausch mit jungen Menschen.“ Er beschloss, an der Hochschule Wismar noch seinen Master zu machen. Ein Schritt, der seinen Berufsweg maßgeblich beeinflussen sollte.

Der „Quereinstieg“ ist kein „Seiteneinstieg“

Während des 18-monatigen Masterstudiums lernte Hannes Simann nämlich den bereits erwähnten Olli kennen. Der erzählte ihm in einer Kaffeepause, dass er bald Berufsschullehrer in Wismar werden würde. „Das wäre auch was für mich“, sagte Simann. Er las über die Möglichkeiten des Quereinstiegs in MV im Netz, dann rief er spontan beim RBB-Technik in Schwerin an – an genau der beruflichen Schule, an der er 2012 selbst als Azubi gelernt hatte. Schnell wurde klar: Er war nicht nur äußerst willkommen, sondern er brachte auch die nötigen Voraussetzungen für diesen speziellen Weg mit.

Hannes Simann fasst sie zusammen: „Ich hatte eine Ausbildung als Konstruktionsmechaniker und ein abgeschlossenes Masterstudium, aus dem sich zwei berufliche Fachrichtungen ableiten ließen. In meinem Fall waren das Physik und Metalltechnik.“ Was dem Maschinenbauer logischerweise fehlte, waren die pädagogischen und didaktischen Kompetenzen des Lehrerberufs. Doch diese sollte sich Simann in einem 18-monatigen Vorbereitungsdienst erarbeiten. „Eine anspruchsvolle und zeitintensive Herausforderung“, sagt er darüber rückblickend.

 

Produktionsabläufe am Roboterarm simulieren

Am 1. August 2018 begann für Simann der Vorbereitungsdienst. Er erzählt: „Zunächst profitierte ich vom Erfahrungsschatz meiner beiden Mentoren. Im ersten Halbjahr habe ich mir bei ihnen abgeschaut, wie es im Unterricht läuft.“ Erst ab dem 2. Halbjahr musste er selbst vor die Klasse treten und zehn bis zwölf Stunden pro Woche unterrichten. „Das klingt nach wenig, aber ich habe jede unserer 90-minütigen Einheiten exakt planen müssen.“ Sein eigener Anspruch: Keine Fehler machen, souverän wirken. Als er seine Prüfungen bestanden hatte, war er stolz auf seine Leistung.

Großartig feiern konnte er das Erreichte indes nicht: „Am nächsten Morgen klingelte um sechs der Wecker. Das Leben ging weiter – nur, dass ich ab sofort 27 Stunden pro Woche unterrichten musste.“ Was nach harter Arbeit klingt, bringt Hannes Simann unheimlich viel Spaß. Er schwärmt förmlich von seinem Alltag: „Die meisten meiner Schüler sind zwischen 16 und 20 Jahre alt. Sie sind motiviert, wollen beruflich weiterkommen und ich kann ihnen hier viel vermitteln.“ Beispielhaft erwähnt er den Siemens-Roboterarm an dem primär Elektriker und Mechatroniker lernen. „Unterricht an praxisnahen Aufgaben ist wichtiger denn je. Wir können hier Produktionsabläufe perfekt simulieren und ich lasse gerne nach Fehlern in der Programmierung suchen.“

 

Verbeamtung auf Lebenszeit? „Das fühlt sich gut an.“

Anschließend spricht er von der Arbeit mit Zerspanungsmechanikern. Simann macht einige Ausführungen über Simulationssoftware sowie computergestützte Programmcodes und es wird deutlich: Wer bei ihm lernt, der ist den modernen Anforderungen gewachsen. Werdegang hin, Berufsalltag her – noch ein weiteres Thema ist ihm wichtig: Es geht ums liebe Geld. Simann sagt, dass er seit einem Jahr auf Lebenszeit verbeamtet ist. „Im Vergleich zum durchschnittlichen Ingenieur in Mecklenburg-Vorpommern bin ich finanziell besser aufgestellt. Und: Mein Job ist krisensicher“, betont er. Eine Situation, die ihn ungemein entspannt.

Simann, der mit dem Rad zur Arbeit fährt und in seiner Freizeit gerne mit seinem Motorboot über den Schweriner See „tuckert“, ist mit 31 Jahren übrigens noch der Jüngste im 75-köpfigen Kollegium des RBB-Technik. Er wünscht sich aber mehr junge Quereinsteiger, weshalb er erst kürzlich an der Hochschule Wismar für einen Quereinstieg von Ingenieuren in das Referendariat geworben hat. Viel überzeugter als der Berufsschullehrer Hannes Simann kann man von einem Job nicht sein.

 

294
Lehrerstellen
online