„Unser Leitspruch ist ‚Alle Dinge beginnen mit einer Vision‘ “, sagt Kerstin Schaperjahn, Schulleiterin der Regionalen Schule „Rudolf Harbig“ in Ribnitz-Damgarten. „Das heißt, wir stellen uns neue Ziele und arbeiten zusammen Wege aus, wie wir diese kreativ umsetzen können. In den vergangenen Monaten hat sich viel verändert. Wir mussten auf Klassenfahrten und Veranstaltungen aller Art verzichten, haben aber auch neu dazugewonnen, z. B. an Erfahrung, wie Schule auf Distanz funktioniert und im Umgang mit digitalen Unterrichtsmethoden. Durch die Lernplattform ‚itslearning‘ sind wir jetzt auch viel weiter.“
Auf dem Schulhof flattern Absperrbänder im Wind. Sie sorgen für die Abtrennung der Klassen. Es gibt klar definierte Gruppen, so dass die Kontakte innerhalb dieser beschränkt bleiben. Auch während der Pause tragen draußen alle eine Maske. „Die meisten haben sich daran gewöhnt. Da jetzt auf dem gesamten Schulgelände Maskenpflicht herrscht, ist es fast ein bisschen einfacher, weil dann keiner vergisst, die Maske nach der Pause wieder aufzusetzen oder diese gar verlorengeht. Wir haben immer welche vorrätig und verteilen diese wöchentlich in den Klassen“, sagt Kerstin Schaperjahn. Rund 70 Prozent der 360 Schülerinnen und Schüler von der 5. bis zur 10. Klasse kommen aus der näheren Umgebung und nehmen täglich den Bus. Bis jetzt gab es keinen direkten Corona-Fall.*
Deutliche Zeichen für Ausgänge und Wege Damit auch im Schulgebäude hygiene- und abstandstechnisch alles ordentlich läuft, ist der Fußboden im Flur im Zwei-Meter-Abstand mit gelb-schwarzen Linien und Pfeilen markiert. An den Türen und Wänden prangen überall bunte Hinweisschilder. An den drei Eingangstüren der Schule ist genau vermerkt, für welche Räume sie Zugang bieten. „Das ist zum einen wichtig für die Fluchtwege, zum anderen wollen wir so die Situation vor und nach der Pause entzerren, wenn normalerweise alle rausund reinströmen. Für die neunten und zehnten Klassen haben wir obendrein die Pausenzeiten um fünf Minuten versetzt“, erklärt Peter Range. Er ist stellvertretender Schulleiter und steht eng an der Seite von Kerstin Schaperjahn.
Beide können sich auf ihr Team verlassen. „Die Kolleginnen und Kollegen, die zu ihrem eigenen Gesundheitsschutz in der ersten Phase keinen Präsenzunterricht machen konnten, übernahmen z. B. die Aufsicht oder halfen bei der Unterrichtsvorbereitung. „Das hat von Anfang an gut geklappt“, erklärt Kerstin Schaperjahn. Die gebürtige Ribnitz-Damgartnerin ging einst selbst auf diese Schule.
Intensivkurse vor den Prüfungen Als die 10. Klassen im Frühjahr 2020 vom Distanz- in den Präsenzunterricht wechselten und vor den Prüfungen nicht mehr viel Zeit blieb, erhielten die Schülerinnen und Schüler in Mathematik, Deutsch und Englisch über zwei Wochen Kompaktkurse. Diese wurden jeweils in halber Klassenstärke durchgeführt. „Die Prüfungsergebnisse sind trotz gewisser Einschnitte zufriedenstellend ausgefallen“, so die Einschätzung der Schulleitung.
Erfahrungsschatz aus dem Lockdown Offene Kommunikation und vor allem die Rückmeldungen aus der Elternschaft finden beide ungemein wichtig: „Wir wissen ja nicht, wie es im Einzelfall mit dem digitalen Unterricht zu Hause klappt.“ So sei im ersten Lockdown 2020 ziemlich schnell die Information von den Eltern gekommen, dass es für einige Schüler zu viel Lernstoff sei. „Wir haben uns diesbezüglich umstrukturiert und sind konkreter auf die Belange dieser Schülerinnen und Schüler eingegangen. Viele Eltern haben sich sehr positiv über die Zuarbeit durch die Lehrkräfte geäußert“, erklärt Kerstin Schaperjahn rückblickend. Damit jeder zu Hause arbeiten kann, hat die Schule ein Kontingent an Laptops zum Ausleihen.
Der Test-Trick mit der Wäscheklammer Auf die seit Ende April 2021 in Mecklenburg- Vorpommern verpflichtenden Selbsttests hat sich die Schule gut vorbereitet. „Zuerst hatten wir die Idee, für die Tests in die Sporthalle zu gehen, da Bewegung momentan nur draußen stattfindet. Wir haben eine andere Lösung gefunden und machen die Tests direkt in den Klassen. Dafür bereiten wir eine Kunststoffbox mit den abgezählten Tests, Müllbeuteln, Einmal-Handschuhen und Wäscheklammern vor. Die Wäscheklammern brauchen wir, damit jeder sein Teströhrchen fixieren kann. In der Zehnerpackung mit den Tests ist nämlich nur ein Halter für acht Röhrchen. Der Tipp mit den Klammern kam von einer Kollegin“, berichtet Kerstin Schaperjahn.
Wechsel im Wochentakt Während die Fünft- und Sechstklässler seitdem Frühjahr 2021 wieder in voller Stärke in die Schule durften, erhielten die 7. bis 9. Klassen Wechselunterricht. Dieser fand im benachbarten Gymnasium statt, wo die Schule schon länger zusätzliche Räume angemietet hat. „Wechselunterricht bedeutet, dass pro Woche nur die Hälfte des Klassenverbandes in der Schule ist. Im Präsenzunterricht bekommen alle die Aufgaben und Anleitungen für die folgende Woche mit, so dass sie wissen, was sie zu Hause zu tun haben. Wir haben uns für die Einteilung der Gruppen nach A- und B-Wochen entschieden“, sagt Kerstin Schaperjahn.
Die 10. Klassen konnten auch von zu Hause lernen, kamen in Vorbereitung auf die Abschlussprüfungen aber lieber in die Schule. Mit dem landesweiten Lockdown am 19. April wechselten die Klassen wieder in den Distanzunterricht.
*Anmerkung der Redaktion: Die Angabe bezieht sich auf den Stand Anfang April 2021.