„Willkommen in der ältesten beruflichen Schule in Mecklenburg-Vorpommern!” Carola Hadler, Berufsschullehrerin für die Fachklassen im Gastgewerbe, ist stolz auf die Historie der Berufsausbildung in Parchim. Diese reicht immerhin bis in das Jahr 1821 zurück, als für Lehrlinge die erste Sonntagsschule im Land eingerichtet wurde. In 200 Jahren hat sich allerdings einiges verändert. So ist die Schule seit 2013 das Regionale Berufliche Bildungszentrum des Landkreises Ludwigslust-Parchim, das sich auf die Standorte Parchim, Ludwigslust und Hagenow verteilt. Für 20 verschiedene Berufe findet hier die theoretische Ausbildung unter einem Dach statt – vom Koch bis zum Kraftfahrzeugmechatroniker.
„Jeder Standort hat sein eigenes Profil und vereint berufsgruppenspezifiische Ausbildungsberufe. Das hat den Vorteil, dass wir hier die entsprechenden Fachlehrer konzentrieren können. Die Theorie ist heute in Lernfelder strukturiert. Bestimmte Lernfelder sind für einige Berufe gleich. Da ergibt es Sinn, dass wir bei drei Standorten eine klare Struktur haben. Es kommt aber auch vor, dass die Kolleginnen und Kollegen pendeln müssen, wenn in Hagenow z. B. ein Lehrer für Sozialkunde gebraucht wird. Neben den Lernfeldern werden auch allgemein bildende Fächer unterrichtet“, erklärt Schulleiterin Brigitte Schriefer.
Das Wichtigste ist für sie, dass die Angebote für die berufliche Bildung in der Region erhalten bleiben und die Auszubildenden in der Nähe ihres Wohnortes bzw. Ausbildungsbetriebes zur Berufsschule gehen können. „Ein Bäcker-Azubi, der erst weit fahren muss, wird nicht Bäcker,“ weiß die erfahrene Berufspädagogin. Für angehende Fachkräfte für Lebensmitteltechnik sowie Maschinenund Anlagenführer stellt sich die Frage nicht. Sie kommen an Ludwigslust nicht vorbei, denn hier sind für gesamt Mecklenburg- Vorpommern die Landesfachklassen für diese Berufe angesiedelt. In Hagenow dreht sich alles um das Handwerk. Die Qualität der Tischler- und Holzmechaniker-Ausbildung mit eigenen Werkstätten hat sich im Landkreis längst rumgesprochen. Die zukünftigen Fahrzeug-Spezialisten haben dank großzügiger Unterstützung des ansässigen Gewerbes einen eigenen Fuhrpark zur Verfügung. „Die Innung hat erkannt, dass sie Ausbildungsplätze in der Region schaffen muss, damit wir dieses Berufsfeld an der Schule anbieten können. Jetzt haben wir in diesem Bereich einen guten Zulauf von Auszubildenden“, erzählt Brigitte Schriefer.
Sie selbst ist regelmäßige Pendlerin. „Ich habe mir vorgenommen, einmal in der Woche an jedem Standort zu sein“, sagt sie. Unterstützung bekommt sie von den Abteilungsleitern vor Ort und ihrer Stellvertreterin Heike Sziburies, die sie aufgrund der laufenden Wechsel nur selten sieht. Dem geschulten Blick von Brigitte Schriefer entgeht nichts. Auch nicht die kleinen Unsicherheiten der Azubis, die sich gerade im Lehrrestaurant in Parchim auf ihre Gesellenprüfung im Sommer vorbereiten. In fachpraktischen Übungen können diese aber noch gut ausgeglichen werden.