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und Natur genießen. 

Grüß Gott, Merhaba, Ahoi

Lehrer im Ausland sind nicht nur Lehrer. Sie sind gleichzeitig Kulturbotschafter und Schüler. Dr. Daniel Georg Bauer kam aus Bayern nach Neubrandenburg, ging dann in die Türkei und will nach seinem befristeten Einsatz wieder zurück ins deutsche Küstenland.

„Grüß Gott, ich bin Lehrer für Deutsch und Geschichte und ich komme aus Mecklenburg-Vorpommern“. Im reinsten bayerischen Dialekt stellt sich Daniel Georg Bauer vor, wenn er in der türkischen Hauptstadt Gäste empfängt. Er ist einer von 16 Lehrerinnen und Lehrern, die im Auftrag des Bildungsministeriums Mecklenburg-Vorpommern an einer deutschen Auslandsschule unterrichten. Derzeit leitet er die Deutsche Schule Ankara kommissarisch. „Eine tolle Aufgabe“, schwärmt er. „In Deutschland sind Sie in einer solchen Funktion „nur“ Schulleiter“, berichtet er. „Aber hier sind Sie zudem ein wichtiger Akteur der auswärtigen Bildungs- und Kulturpolitik, Sie gehen auf Botschaftsempfänge, haben mit den Behörden des Gastlandes zu tun und beraten und beeinflussen die Bildungslandschaft dort“. Außerdem lernt der promovierte Historiker den Schulalltag hier jeden Tag aus einer anderen Perspektive kennen.

Ich will noch mehr von der Welt sehen und dann in MV sesshaft werden. 

Als Ausländer – könnte man meinen – ist er ein Exot an der Schule. Doch weit gefehlt. Das Kollegium vereint neben Deutschen und Türken auch Iraner, Amerikaner, Belgier und Kosovo-Albaner. Und die Kinder kommen aus der Schweiz, aus Österreich, Nordamerika, China und natürlich aus der Türkei und Deutschland.

Die Arbeit in Ankara empfindet Daniel Georg Bauer als große Ehre und Freude. Aber auch als wahnsinnige Bereicherung. Auch weil die deutsche Zentralstelle für das Auslandsschulwesen sehr viel Wert auf höchste pädagogische Qualität legt und die Schulen in ihrer Entwicklung energisch fördert. „Wir sind hier zum Beispiel bei Digitalisierung, Inklusion und Binnendifferenzierung mehr als vorzeigbar“, erklärt er. Neben den Leitungsaufgaben unterrichtet er in der Oberstufe 12 Stunden pro Woche Geschichte und bereitet die Kinder auf das gemischtsprachige International Baccalaureate (GIB) vor.

Bodenständigkeit genauso wichtig wie Weltoffenheit

Während seines Erasmus-Studienjahres in Liverpool war bei Daniel Georg Bauer das Fernweh geweckt. 2012 führt ihn der erste auswärtige Einsatz von Erlangen nach Istanbul. Bereits in der ersten Woche lernt er dort eine türkische Frau kennen. Die Architektin und Denkmalpflegerin spricht neben türkisch und arabisch auch deutsch. „Und zwar akzentfreier als ich“, lacht Daniel Georg Bauer. Nach einem Jahr heiraten sie. Noch einmal zwölf Monate später freut sich das katholisch-muslimische Paar über Sohn Sinan.

Weil die Familie ihre Zukunft in Deutschland sieht, sucht Daniel Georg Bauer von Istanbul aus im Internet freie Stellen. Schließlich klingen die Angebote aus Mecklenburg-Vorpommern sehr spannend – für ihn, aber eben auch für die ganze Familie. Er telefoniert mit Christiane Schnippert, der Referentin für Lehrergewinnung im Bildungsministerium, bewirbt sich über das Karriereportal für den Schuldienst Lehrer-in-MV.de. Kurz darauf wird er eingeladen, eingestellt und verbeamtet. „Das ging schneller und unkomplizierter als gedacht“, berichtet er.

Sein erstes Engagement in Deutschland führt ihn also nach Neubrandenburg. „Ich kannte die Stadt nicht. Aber ich bin hier schnell angekommen. Ich mag die Menschen. Sie haben eine ähnliche Mentalität wie die Oberpfälzer. Sie sind sehr bodenständig,“ erzählt er. Er nimmt eine Qualifizierung für Führungskräfte wahr und wird auf Schulleiterstellen im Auslandsdienst aufmerksam. Teheran, Saudi-Arabien, Türkei – Daniel Georg Bauer ist elektrisiert. „Wenn der Auslandsvirus sich erst einmal festgesetzt hat, dann lässt er einen nicht mehr los“, meint er, bewirbt sich vor allem wegen seiner türkischen Sprachkenntnisse für Ankara, wird eingeladen und vom Bildungsministerium im Herbst 2017 entsendet.

"Ich bin sehr dankbar, dass mir MV die Chance gegeben hat, im Ausland zu arbeiten. Das ist die beste Wertschätzung, die ein Bundesland einem Lehrer zuteil werden lassen kann. Nach meiner Rückkehr werde ich diese Investitionen zurückgeben und meine internationalen Erfahrungen engagiert in die Schulentwicklung einbringen."

Mit viel Erfahrung und wehenden Fahnen zurück

Dr. Daniel Georg Bauer ist 2023 nach Mecklenburg-Vorpommern zurückgekehrt. Seine Frau, die Kinder (inzwischen zwei, acht und vier Jahre alt) und er sind sehr glücklich eine Wohnung in der Schweriner Innenstadt direkt am See gefunden zu haben: „Allein ein erbaulicher Spaziergang in Schwerin gibt mir viel Kraft für die Arbeit und ein Lächeln, wenn ich von der Arbeit wieder nach Hause komme." Am Wochenende unternehmen sie Ausflüge an die Ostsee und genießen das Leben in der Landeshauptstadt. Heute unterrichtet er Geschichte und Deutsch am Gymnasium Am Sonnenberg in Crivitz und ist Mitglied der Steuergruppe, die die Entwicklung der Schule evaluiert: „Das Kollegium in Crivitz hat uns toll aufgenommen und ich erfahre hier viel Wertschätzung.“

Rückblickend resümiert Bauer: "Der Auslandsaufenthalt war für mich sowohl beruflich als auch persönlich eine große Bereicherung, weil ich dadurch einen anderen Blick auf Schule und Schulentwicklung bekommen habe. Auch menschlich bin ich durch den Auslandsaufenthalt gereift und ich hoffe, dass ich all diese Erfahrungen einbringen kann, wenn ich hier im Land meinen Dienst weiterführe, damit ich hier wieder etwas zurückgeben kann. Ich bin dem KMK-Beauftragten für die ganze Region, Herrn Frank, für die inhaltliche Begleitung während des Auslandsaufenthalts sehr dankbar - er hat mich zum Beispiel eingeladen, in Tiflis Abiturklausuren zu korrigieren. Außerdem bin ich froh, dass man von der ZfA so gut betreut wird: Das hat die Übersiedlung und den Rückzug sehr erleichtert." Zum Abschluss des Telefoninterviews appelliert Daniel Georg Bauer: "Ich kann nur jedem jungen Kollegen raten, das auch zu machen. Es ist auch wichtig, raus in die Welt zu gehen – damit man hinterher sieht, wie schön es hier in MV ist, damit man die kurzen Wege, die ärztliche Versorgung, die funktionierende Infrastruktur wieder zu schätzen weiß."

 

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